Aktivitäten

Schüleraustausch 2019

„Umgang mit Wasser in unterschiedlicher Ländern“

Dieses Motto beschreibt den diesjährigen Schüleraustausch der Kerschensteinerschule Stuttgart mit dem ITE College East in Singapur. Gemeinsam mit Wilfried Fritsch und Tobias Bunk reisten acht Schülerinnen im September 2019 nach Singapur und von dort mit den Partnerschülerinnen und Partnerschülern nach Kambodscha.

Die folgenden Punkte sind dem Gesamtbericht unserer Reise entnommen und wurden von Herrn Bunk zusammengefasst.

Klima:

Schon als wir aus dem Flughafen raus liefen war es als würden wir gegen eine Wand laufen. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit in Singapur ist es sehr schwül und auch wenn das anfangs sehr ungewohnt war haben wir uns alle sehr darüber gefreut, dass es hier so warm ist. Vor allem nach der kalten Klimaanlage im Flieger und dem Wetter in Deutschland.

Leider wird die Sicht auf den Sternenhimmel zeitweise durch eine Smokwolke verhindert, welche aufgrund der heftigen Waldbrände in den Nachbarländern von Singapur entsteht.

ITE College East:

Unser Hostel lag auf dem Schulgelände des ITE und als wir dort ankamen staunten wir alle nicht schlecht, denn das Gelände ist riesig. Nicht nur zwischen den Kulturen, sondern auch zwischen unseren Schulen KSS und ITE bestehen einige Unterschiede. Waren wir schon auf dem Hinweg von der Größe des dortigen Schulcampus fasziniert, waren wir alle überwältigt als wir einen Besprechungsraum auf der Büro-Ebene erreicht hatten. Der Raum war größer als die Besprechungsräume in manch unseren Firmen, und mit aller Technik ausgestattet.

Der Campus lässt sich in drei Teile unterteilen. In dem mittleren Gebäude befindet sich der administrative Teil, der für die Schülerinnen und Schüler geschlossen ist. Links und rechts davon sind die drei Fachabteilung „Applied and Health Science“, „Business and Services“ und „Engineering“ untergebracht. Über einen schwebenden, im Feng Shui Style angelegten Garten werden die Gebäude miteinander verbunden. Hier sieht man das Bestreben nach Harmonie und Einheit, das auch in der Gesellschaft spürbar ist, sehr gut.

Im Erdgeschoss der Anlage befinden sich Shops und Trainingseinrichtungen wie ein Wellnesscenter oder eine nachgestellte 1.-Klasse im Flugzeug. Dies soll dazu dienen, dass die Schülerinnen und Schüler direkt an Kunden üben können und so gut für den Arbeitsalltag vorbereitet werden. Allgemein wird im College sehr viel Wert darauf gelegt, dass alle praktischen Einrichtungen und Geräte vorhanden sind und an diesen praktische Erfahrungen gesammelt werden können. Für das Technikum sind viele der Industrieanlagen in kleinerem Maßstab nachgebaut. An diesen werden dann zuerst im Allgemeinen die Funktionsweise erlernt und später von den Lehrerinnen und Lehrern bewusst Fehler eingebaut, die die Schüler finden und beheben müssen. Da es sich hier lediglich um Simulationen hält, wird der Prozess nicht mit Chemikalien und Produkten geübt, sondern meist mit Wasser. Den Einsatz der Chemikalien lernen die Schülerinnen und Schüler meist erst wenn sie ihr praktisches halbes Jahr in der Industrie absolvieren müssen.

Der Großteil der Labore ist mit Kameras ausgestattet. Dies ermöglicht den Lehrerinnen und Lehrern, dass sie genau verfolgen können was und wie ihre Schüler arbeiten. Die Aufnahmen werden außerdem teilweise dazu verwendet bestimmte Probleme und Fehler in einem theoretischen Teil zu besprechen.

Singapur als Stadt:

Bei einer Stadttour durch Singapur konnten wir die hervorragend ausgebauten öffentlichen Verkehrsmitteln nutzen. Das öffentliche Verkehrsnetz setzt sich aus einer Vielzahl von Bus-/ und U-Bahnverbindungen zusammen, welche gut aufeinander getaktet sind. Auch die einheitliche Bezahlung mit der Metrokarte (man checkt ein bevor man den öffentlichen Nahverkehr benutzt und checkt aus wenn man den öffentlichen Nahverkehr verlässt) macht das Verfahren sehr einfach. Es muss angemerkt werden, dass öffentliche Verkehrsmittel für deutsche Verhältnisse sehr preiswert sind.

Der erste Punkt auf unserer Stadtbesichtigung war ein kleiner Buddha Tempel, welcher durch seine prachtvollen Galionsfiguren auf sich aufmerksam macht. Der Buddhismus gehört genauso zum Stadtbild wie die anderen großen Weltreligionen dieser Erde. Aber auch kleinere Glaubensrichtungen wie der Thomismus finden hier Anklang. Als nächstes haben wir einen chinesischen Tempel besucht, welcher nur wenige Meter von unserem ersten Ziel entfernt ist. Unsere weitere Tour führte uns in Gotteshäuser aller Religionen. Diese Tempelanlagen sind alle herrlich anzuschauen und baulich vergleichbar mit den gotischen Kirchen in Deutschland, wobei der Grundaufbau natürlich anderes ist. Die Republik Singapur hat eine friedliche Koexistenz aller Religionen geschaffen, da Sie, ebenso wie Deutschland, die Religionsfreiheit in ihrem Grundgesetz schriftlich verankert hat.

Singapur war bis 1963 ein Teil der britischen Kronkolonie, zwischen 1963 und 1964 Teil des Malaysischen Staats, erst 1964 wurde die Republik Singapur ausgerufen.

Die bauliche Struktur ist wunderschön, straßenweiße wechseln sich gut erhaltene asiatische Altbauten mit den aus der Moderne stammenden Hochhäusern ab. Diese Wolkenkratzer sind ein wahres Augenmerk. Jedes Hochhaus stammt aus einer anderen Feder und es wurde nicht nur auf die Funktionalität geachtet, sondern der Fokus auch auf den optischen Aspekten gelegt. Auffallend war, die Zahl der Hochhäuser überwiegt bei weitem die Anzahl der Altbauten, was auf das Bevölkerungswachstum von Singapur zurückzuführen ist, welchem die Regierung mittels Neubauten Herr werden will. Für den dafür notwendigen Platz müssen Altbauten weichen, da die Republik Singapur nur begrenzt über neues Bauland verfügt. Folglich sind viele Bauten in öffentlicher Hand.

Ein Highlight Singapurs ist die Fahrt auf dem Singapore Flyer. Diese Attraktion lässt sich gut mit dem London Eye vergleichen. Die zwei Riesenräder unterscheiden sich nur in dem Punkt, dass der Singapore Flyer 165m und das London Eye 135m hoch sind. Die wundervolle Sicht über die ganze Stadt war trotz einem Dunstschleier über der Stadt überwältigend.

Um den verschiedenen Interessen gerecht zu werden, teilte sich die Gruppe gelegentlich auf. Ein Teil ging nach Santosa. Dies ist eine kleine Insel, mit vielen Attraktionen. Santosa kommt aus der malaiischen Sprache und heißt so viel wie „Ruhe“ bzw. „Frieden“. Dieser Ort wird von Einheimischen und Touristen besucht um sich zu entspannen und Spaß zu haben. Man kann hier schwimmen und am Strand liegen.

Der andere Teil ist nach Bedock, in die Bedock Mall, gegangen zum Shoppen. Wie echte Singapurer: shoppen, shoppen, shoppen.

Danach haben wir beschlossen den Botanischen Garten zu besuchen. Dieser wurde 2015 als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Jährlich kommen Millionen von Besuchern und somit ist er der meistbesuchte Botanische Garten der Welt. Er beeindruckt nicht nur durch seine Größe von 74 Hektar, er hat auch eine unglaubliche Pflanzenvielfalt. Man kann aber nicht nur die Pflanzen bestaunen, sondern viele Familien kommen auch um ein Picknick zu machen, spazieren zu gehen und eine schöne Zeit in der Natur zu verbringen. Auch wir hatten eine angenehme Zeit. Die bunten Blumen, die grünen Pflanzen, die hohen Bäume lassen einen die Großstadt vergessen und entspannen.

Jeden Abend um 20 Uhr findet am Wasser der Marina Bay eine Lasershow statt, die von Wasserfontänen und Musik begleitet wird. Diese Attraktion dauert 15 Minuten. Auch wir wollten diese Show nicht verpassen und haben uns abends auf den Weg dorthin gemacht. Viele andere Leute hatten denselben Gedanken, denn es war bereits voll. Dennoch haben wir noch ein Plätzchen bekommen und das Spektakel genossen. Es war ein beeindruckendes Erlebnis. Es hat sehr dramatisch gestartet. Die Musik und das rote Licht haben diesen Effekt hervorgerufen. Danach ist es ruhiger geworden. Es wurden asiatische Elemente wie z.B. Blumen und einen Phönix mit Lichteffekten in die Show projiziert. Das Zusammenspiel der 4 Elemente – Wasser, Licht, Musik, Farben – hat perfekt harmonisiert. Somit war das Spiel sehr schön und faszinierend.

Essen:

Obwohl in Singapur teilweise während unseres Aufenthalts Ferien waren, hatte eine der beiden Schulkantinen offen. Dort aßen wir, wie fast immer zum Frühstück, ein „Frühstücksset“ aus Kaffee, Kaya Toast und zwei halbgekochten Eiern mit Sojasoße.

Gegessen haben wir auch, wie in Singapur typisch, oft in sogenannten Hawkercentern. Dort sind die Sitzplätze mittig angeordnet und außen rum gibt es verschiedene kleine Läden, an denen man sie die verschiedensten Gerichte bestellen konnte. Teilweise war es allerdings sehr schwierig herauszufinden was genau es an den einzelnen Ständen gibt. Natürlich wurde uns auch einiges zum Probieren angeboten, wir kannten nichts davon, aber es war alles sehr lecker.

Die große Bedeutung eines gemeinsamen Essens haben unsere Gastgeber mehr als nur einmal gezeigt. Uns wurde bewusst, wie groß und vielfältig die singapurische Küche mit ihren Einflüssen verschiedenster Kulturen ist. Von chinesischen, malaiischen und indischen Spezialitäten findet man auch vietnamesische, japanische und indonesische Gerichte, was die Auswahl vielleicht schwer macht, aber für jeden Geschmack etwas zutreffen mag.

Ein für Japan und China sehr bekanntes Produkt, welches in Singapur auch auf hohen Zuspruch trifft, ist der Matcha. Matcha ist ein zu Pulver vermahlener Grüntee, der in der japanischen Teezeremonie verwendet wird. Als Zutat in unterschiedlichsten Speisen und Getränken ist Matcha seit langem fester Bestandteil der japanischen Küche. So probierten wir ebenfalls Milchmischgetränke, Eiscreme sowie Kuchen des Matchas und konnten die Begeisterung der Singapurer gegenüber diesem Produkt teilen.

Unterricht:

Unsere erste Unterrichtsstunde am ITE war praktischer Unterricht, in dem die Schüler des 2.Jahrs lernten, wie man Prozesse in einer Chemiefabrik steuert und die Anlagen richtig wartet. Hierfür konnten wir zuerst die Schüler bei ihren Aufgaben beobachten und wurden im Anschluss in Gruppen aufgeteilt. Dann begleiteten wir die Schüler und konnten von ihnen lernen, worin ihre Aufgabe besteht und wie sie den Unterricht wahrnehmen. Diese Stunde war für uns ziemlich spannend, da wir nicht erwartet hätten, eine Anlage in dieser Größe in einer Schule zu finden, und auch die  Prozessteuerung über Computerprogramme direkt im Nebenraum mit Glasfenstern zu sehen. So haben die Schüler am Computer die bessere Möglichkeit, den Prozess im Überblick zu behalten.

Dort trafen wir auf eine riesige Klasse, die zum Glück in zwei Gruppen aufgeteilt wurde, da das praktische Arbeiten sonst schwierig geworden wäre.

Da die Schule sehr digitalisiert ist, bekamen die Schüler ihre Arbeitsanweisungen auf ihr Handy gesendet. Eigentlich eine gute Sache, da einem beim Arbeiten sonst ständig die Blätter um die Ohren fliegen. Doch nach dieser Stunde Unterricht mussten wir feststellen, dass die digitalen Anweisungen auch ihre Nachteile haben, da man ständig ein störendes Geräusch vom Handy hört und man ständig Angst um sein Handy haben muss, wenn es auf dem Labortisch liegt.

Ebenfalls durften wir auch an einem Theorieunterricht teilnehmen. Dieser fand in einem sehr großen Raum statt, der eigentlich einem Hörsaal an einer Universität gleicht. Die Klasse war schon anwesend und jubelte lautstark als wir rein kamen. Sie hatten uns Plätze in der ersten Reihe reserviert. Die Lehrerin benutzte ein Mikrophon, damit sie alle verstehen konnten.

Auch hier konnten wir eine neue Erfahrung mit Digitalisierung machen. Das vorne aufgelegte Skript wurde auf die Smartphones der Schüler gesendet, doch die Schüler nahmen das nicht wirklich ernst. Ständig hörte man irgendwelche Musik und Geräusche von Handys.

Zum Thema Mikrobiologie und Mikroskopie im Environment Laboratory wurden wir in einer dreistündigen Unterrichtseinheit eingeführt. Dort wurden die theoretischen Grundlagen des Differential Staining unterwiesen, welche wir danach im Team mit singapurischen Schülern in der Praxis anwenden durften. Hierfür versetzt man einen Objektträger mit einem Tropfen destilliertem Wasser und gibt eine geringe Menge einer zuvor gezüchteten E-Coli-Bakterienkultur hinzu. Das Wasser und die Bakterien werden nun gut vermischt und auf dem Objektträger verteilt. Der nächste Schritt ist, den Objektträger auf eine Heizplatte (250 Grad Celsius) zu legen, bis das Wasser verdampft ist. Nach Abkühlen des Objektträgers beginnt nun das Einfärben der Bakterien mittels Kristallviolett und Iod. Dazu bedeckt man den Objektträger je für 60 Sekunden mit dem jeweiligen Farbstoff, bevor man ihn mit destilliertem Wasser abspült. Nach diesen zwei Schritten spült man den Objektträger 15 Sekunden lang mit Entfärbungsmittel, um überschüssigen Farbstoff zu entfernen. Als Letztes bedeckt man den Objektträger für 60 Sekunden mit Safranin und spült diesen erneut mit destilliertem Wasser ab. Die nun verbleibende Färbung kommt zustande, da die Farbstoffe in die Zellwände verschiedener Zellen eindringen. In unserem Beispiel kam es zu einer deutlichen Rotfärbung der Bakterien durch das Safranin, wohingegen keine typische Blaufärbung von Kristallviolett in Verbindung mit Iod auftrat, da diese Färbungen von der Beschaffenheit der Zellwände unterschiedlicher Bakterien beziehungsweise Zellen abhängen. Nachdem man den Färbeprozess beendet hat, lässt man ihn den Objektträger nun lufttrocknen, bevor man ihn mikroskopieren kann. Unter dem Mikroskop konnte man die Färbung der Zellwände deutlich erkennen. Als Letztes hatten wir die Möglichkeit, bereits vorher hergestellte Präparate von unterschiedlichen Zellen zu mikroskopieren, bei denen man deutlich die unterschiedlichen Färbungen erkennen konnte.

Auf dem Stundenplan stand auch chemische Prozessleittechnik, wobei es sich um eine sogenannte Hands-on lesson handelte. Nach einer herzlichen Begrüßung von den Schülern und ihrer Lehrerin bekamen wir eine Einweisung an der Praktikumsanlage. Es handelte sich um ein "Feedback Control-Pressure System", wobei es sich hier um das Arbeiten mit automatischen und manuellen Armaturen handelte, sowie das Zusammenwirken untereinander. Hierbei ist uns aufgefallen, dass die Schulen in Singapur einen äußerst hohen Stellenwert darauf legen ihren Schülern sehr viel praxisnahes Wissen an die Hand zu geben, um sie bestens auf ihren zukünftigen Weg ins Arbeitsleben vorzubereiten.

Wasser in Singapur:

Auf unserem Programm stand ein Besuch zur NEWater Plant. Wichtig ist zu wissen, dass der Inselstaat Singapur kaum natürliche Wasserressourcen besitzt und es den Inselbewohnern sehr am Herzen liegt, jeden Tropfen Wasser mehr als nur einmal wiederzuverwenden. Für diese Aufgabe wurde das NEWater Konzept entwickelt, um benutztes Wasser mit hoch fortschrittlicher Membrantechnologie in sauberes und sicheres Trinkwasser umzuwandeln. So wurde unsere Gruppe durch die drei Reinigungsstufen der Wasseraufbereitungsanlage geführt. Begonnen hatte dies mit dem ersten Schritt der Mikrofiltration, wodurch grobe Verunreinigungen beseitigt werden wie Feststoffe, Mikropartikel, Bakterien und manche Viren durch spezielle Membranfilteranlagen. Daraufhin folgt der zweite Schritt der Umkehr-Osmose. Eine Membran mit extrem kleinen Öffnungen erlaubt es hier, dass nur Wassermoleküle durch die Membran gelangen, hingegen andere ungewollte Substanzen wie Schwermetalle, Salze und Pestizide an den Membranwandungen haften bleiben. Als letzten Schritt folgt die Desinfektion mit ultraviolettem Licht, zur weiteren Absicherung.

Bei der Präsentation wird uns Besuchern auch vermittelt, dass es sich hier bei dem NEWater Konzept nicht nur um die Erschließung einer weiteren Wasserressource geht, im Hinblick auf die Abhängigkeit von den Wasserlieferungen aus Malaysia, sondern auch um eine Vorreiterrolle beim Thema innovative Wasserforschung.

Kambodscha:

Nach einer Woche in Singapur, voller neuer Erfahrungen und Eindrücke, ging es mit Schülern und Schülerinnen aus Singapur nach Kambodscha mit SIF, der Singapore International Foundation, für das Water-for-life Projekt. Dort würden wir Filter bauen und installieren und ein Hygienetraining für Kinder einer Schule durchführen.

Im Landeanflug auf Siem Reap überflogen wir überschwemmte Reisfelder. Allerdings sind diese Überschwemmungen der Reisfelder gewollt, um diese zu bewässern.

Der Flughafen in Siem Reap ist ein vergleichsweise kleiner Flughafen, der eher an eine große Hotelanlage erinnerte. Als wir aus dem Flugzeug ausstiegen traf uns die Luftfeuchtigkeit wie ein Schlag ins Gesicht, obwohl wir daran eigentlich schon gewöhnt waren. Hier schien zusätzlich auch noch die Sonne, die man in Singapur aufgrund des Dunsts nicht oft sieht. Nach dem Aussteigen fuhr man nicht mit einem Bus zum Flughafen, sondern man lief einfach über das Flugfeld rein in die Ankunftshalle.

An einer Kreuzung fuhren alle einfach in die Mitte und bahnten sich Ihren Weg durch die anderen Autos, Roller und TukTuks. Roller mit ganzen Familien oder Roller mit Anhänger waren überall. Es fiel aber auch auf, dass neben den Straßenständen riesige, teure Hotels aufragen. Das passte nicht gut mit den doch eher herunter gekommenen Straßenständen zusammen und verdeutlichte nur nochmal wie arm die Einwohner und wie wohlhabend die Touristen, wir in dem Fall, sind.

„Water for Cambodia“ (WfC)

Unser erster Arbeitstag als Volunteers der Singapore International Foundation (SIF) startete mit einem Briefing. Unsere Teamleiterin der SIF erklärte uns den geplanten Tagesablauf, und im Anschluss zeigte uns der Chef der WfC zwei Videos. Diese erklärten zum einen den Aufbau sowie die Funktion der Biosandfilter, welche wir in den nächsten Tagen bauen und installieren werden und zum anderen die Struktur und Tätigkeiten der WfC-Organisation, mit der wir arbeiten.

Der Morgen begann damit, aus den Steinen und dem Kies zum Befüllen der Filter die feinen Sand-Anteile heraus zu waschen, und die Steine anschließend zu portionieren (jede Portion wird in eine Plastiktüte abgefüllt). Beim Waschen wurde ein Sack Steine in eine große Metallschüssel gegossen, mit einem Gartenschlauch wurde die Schüssel aufgefüllt, und anschließend wurden mit den Händen die Steine umgerührt um den Sand aufzuschlämmen, wobei man am besten Handschuhe tragen sollte, um seine Hände nicht an den scharfen Kanten der Steine zu verletzen .

Beim Herstellen der Filter gingen wir wie folgt vor: zuerst wurde die Form aus Metall zusammengebaut, dann mussten die Schrauben festgedreht werden, und danach wurde die Form noch mit Speiseöl eingeölt, damit man die Schale später auch wieder aus der Form heraus bekommt.

Nachdem dies erledigt war, wurde das Steigrohr aus Kupfer mit Tape an der Form festgeklebt und verschlossen, damit es nicht mit Beton vollläuft. Dieses Tape wird erst wieder geöffnet wenn die Schale ausgehärtet ist und das Rohr fest im Beton eingebettet ist.

Im Anschluss füllten wir Sand und Kies in Eimer und die Helfer der Organisation stellten damit Schubkarrenweise Beton her. Wir füllten diesen mit kleinen Plastikschalen in unsere zuvor aufgebauten Formen, und mit einer langen Metallstange wurde der Beton in der Form zusammen gestampft. Von außen wurde mit einem Gummihammer geklopft, um der Blasenbildung entgegen zu wirken.

Im Anschluss wurden noch Logos mit Sprayfarben auf bereits fertigen Filter-Schalungen aufzusprühen.

Der nächste Tag begann mit der Installation der Sandfilter in einer ca. 70km entfernten Ortschaft im Umland von Siem Reap. Wir trafen uns bereits um 06:45 Uhr in der Lobby für eine kurze Tagesbesprechung und sind dann knapp zwei Stunden zu den Bewohnern gefahren. Die Bevölkerung auf dem Land wohnt in sehr einfachen Häusern. Meistens sind sie aus Holz auf Stelzen gebaut. Der untere Bereich ist offen. Hier befinden sich meist ein Aufenthaltsbereich und die Küche, im oberen Stockwerk wird dann geschlafen. Stromanschlüsse gibt es kaum, wenn dann über Autobatterien. Wasserleitungen sind nicht vorhanden. Das Regenwasser wird in großen Steintonnen gesammelt und unbehandelt für alles verwendet. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Bewohner durch die Bakterien im Wasser oft krank werden. In Einzelfällen sind Brunnen vorhanden. Doch auch dieses Wasser ist nicht gesund. Wie uns die Mitarbeiter von Water for Cambodia erklärt haben, ist das Grundwasser natürlicherweise mit Arsen verunreinigt. Spätestens jetzt war uns allen klar, warum es für die Bewohner so wichtig ist, dass wir die Sandfilter installieren.

Unser Tagesziel waren 37 Filter. Damit wir das Ziel erreichen konnten, haben wir uns in vier Gruppen aufgeteilt und wurden jeweils von einem Mitarbeiter von Water for Cambodia begleitet. Er hat uns erklärt welche Schritte wir nacheinander durchführen müssen, hat die Besitzer der Filter in der richtigen Benutzung  geschult und zwischen uns und den Besitzern übersetzt. 

Trotz der einfachen Technik und Installationsschritte wurden wir immer wieder ausgebremst. Bei den Ortschaften handelt es sich eher um Häuseransammlungen der Straße entlang. Da es keine richtige Beschilderung der Straßen und Häuser gibt, hat sich die Suche nach den richtigen Häusern schwerer gestaltet als erwartet. Erstaunlicherweise kannten nicht einmal die Nachbarn die Namen der neuen Besitzer und so mussten wir manche Häuser lange suchen. Wenn dann ein Haus gefunden war, kam es teilweise vor, dass die Besitzer überhaupt nicht anwesend waren.

Wie wir in Gesprächen mit den Mitarbeitern erfahren haben, sind nicht alle Bewohner so sehr von den Sandfiltern begeistert. So kommt es regelmäßig vor, dass die Bewohner bei der Schulung für die richtige Benutzung nicht richtig aufpassen und die Installation sehr kritisch beobachten. Da die Bevölkerung keine gute Schulbildung besitzt ist es außerdem schwer die richtige Nutzung zu lehren. Mit der Installation erhält jeder Haushalt einen Wasserkanister, in dem das gereinigte Wasser aufgefangen und gelagert werden kann. Die Besitzer verstehen aber oft nicht, dass es zu Kreuzkontamination kommt, wenn sie das verunreinigte Wasser mit demselben Kanister in  den Filter füllen, mit dem sie dann auch das gereinigte Wasser auffangen.  Deshalb müssen die Bewohner regelmäßig von den Mitarbeitern von Water for Cambodia besucht werden. So kann es bis zu einem Jahr dauern bis die Technik richtig verwendet wird und die Bewohner ohne Bedenken sauberes Wasser konsumieren können.

Am dritten Tag des Water-for-life Programs ging es zwei Stunden im Bus über Holperstraßen. Das letzte Stück zu der Schule in einem abgelegenen Dorf mussten wirlaufen. Wir liefen über eine Matschstraße mit vielen Schlaglöchern zu einem Bach, den wir überqueren mussten, dann quer Feld ein durch den Dschungel und an einer Kuh vorbei. Kaum zu glauben, dass das der Schulweg ist, den jeden Tag Grundschulkinder laufen müssen um zur Schule zu kommen. Dabei fühlt man sich komisch, wenn man bedenkt, dass man sich über seine verspätete Bahn in Deutschland aufregt.

An der Schule angekommen gingen wir in Gruppen in verschiedene Klassen. Als erstes spielten wir ein Kennenlernspiel, bei dem wir uns einen Ball zuwarfen und unseren Namen sagten. Danach erklärten wir den Kindern, wie man sich die Zähne putzt und sich die Hände wäscht. Dabei musste alles simultan übersetzt werden.

Dann haben wir jedem Kind praktisch gezeigt, wie man sich die Hände wäscht. Dabei leerten wir ihnen Wasser mit einer Tasse über die Hände, weil es dort kein fließendes Wasser gibt. Zum Schluss haben wir dann noch unsere Hygienekits verteilt, in denen sich eine Zahnbürste mit Zahnpasta und Seife befindet.

Erschreckt muss man feststellen, welche Zustände es auf der Welt gibt, wenn man nur deutsche Standards kennt. Kinder, die in zerfetzten Klamotten und Badelatschen eine Wanderung unternehmen müssen, um zur Schule zu kommen, die eigentlich nur eine Holzhütte ist und nicht einmal alle Schüler einen Platz zum Sitzen haben, ist für uns befremdlich. Allerdings waren die Kinder alle sehr sympathisch, aufmerksam und gut erzogen, was man in Deutschland so nicht findet.

Ob wir den Kindern dort mit unseren Hygienekits wirklich geholfen haben, wissen wir nicht, aber uns hat diese Aktion viel geholfen. Wenn man so etwas sieht, schätzt man viel mehr, in was für einem Luxus wir eigentlich leben!

Angkor Wat:

Am letzten Tag unseres Kambodscha-Aufenthalt begann das Programm um 5 Uhr mit einer dreißigminütigen Busfahrt zur weltberühmten Angkor Wat Tempelanlage, um dort den Sonnenaufgang hinter den drei bekannten Türmen zu beobachten. Leider wurde das Schauspiel jedoch durch Wolken verdeckt, was die Anlage nicht weniger beeindruckend machte. Nach einer kurzen Zeit zur freien Verfügung wurden wir von unserem Guide Rany über einen Teil der Tempelanlage geführt, der uns zudem einen Einblick in die Geschichte von Angkor Wat geben konnte.

Nach dem Besuch von Angkor Wat fuhren wir mit dem Bus weiter zur nächsten Tempelanlage namens Ta Prohm. Auch dort bekamen wir eine umfangreiche Führung gespickt mit Informationen über die vergangenen tausend Jahre und die Hochkulturen dieser Zeit.

Die letzte Tempelanlage, die wir besuchten war Angkor Thom, die größte der drei Anlagen. Angkor Thom ist zudem weltbekannt durch das Videospiel und den Film Tomb Raider. Die größte Besonderheit von Angkor Thom sind die zahlreichen "Smiling Faces", die überall in die Wände der Tempelmauern eingemeißelt sind. Auch dort hatten wir Zeit zur freien Verfügung, die genutzt wurde, um viele Bilder der atemberaubenden Kulisse aufzunehmen.

Gegen Nachmittag besuchten wir eine Kunstmanufaktur in Siem Reap, wo wir sehen konnten, wie Menschen mit sehr einfachen Mitteln Holz, Stein, Metall und Stoffe zu kunstvollen Einzelstücken bearbeiteten.

Der letzte Programmpunkt war der Besuch einer lokalen Keksfabrik in Siem Reap. Dort hatten wir die Gelegenheit, Kekse auszuprobieren und spezielle Kekssorten zu kaufen.

Lessons learned:

Was wir über die Zeit in Singapur und Kambodscha gelernt und als Erfahrungen mitgenommen haben? Darunter fallen Punkte wie zwei sehr gastfreundliche Länder mit seinen Menschen und kulturellen Eigenarten in allen Facetten kennenzulernen, die Bedeutung unseres wertvollsten Gutes, nämlich Trinkwasser neu wertzuschätzen, weil es heute immer noch nicht für jeden selbstverständlich ist einen sicheren Trinkwasserzugang zu haben und noch einmal zu reflektieren was für eine gute Zeit wir mit unseren Gastgebern aus Singapur hatten, was wir zusammen erlebt und gesehen haben, welche gute Freundschaften wir doch am Ende geschlossen haben.

Eine wichtige Aussage für uns ist: Wir sollten mehr schätzen was wir haben und wie gut es uns geht, denn wir haben einen sehr guten Lebensstandard in Deutschland. Aber wir haben auch gelernt, dass man glücklich sein kann auch ohne viel zu besitzen!

Wir bedanken uns bei all den Lehrern – bei unseren als auch bei den Singapurern – und all den Leuten im Hintergrund. Ohne Sie hätten wir an dem Schüleraustausch nicht teilnehmen können und somit all die Erfahrungen und Erlebnisse nicht erfahren.

Abschließend noch: Wir traten die Heimreise mit gemischten Gefühlen an. Einerseits wollten wir nicht gehen, weil wir eine schöne Zeit hatten, viel Neues erlebt hatten und neue Freundschaften geschlossen wurden. Andererseits waren wir auch wieder froh nach Hause zu gehen, zu unseren Lieben.

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